Ich gebe zu – während ich diesen Artikel schreibe, sitze ich selbst mit einer Tasse Kaffee hinter dem Schreibtisch, obwohl die Zeit für einen Morgenkaffee eigentlich schon längst vorbei ist. Aber ich wette, vielen von euch geht es genauso. Ein leckerer Latte Macchiato, ein Energydrink als Wachmacher oder auch ein erfrischender Eistee... Viele Getränke enthalten Koffein. Ob es jetzt die zuckerhaltige Cola oder auch ein vermeintlich total gesunder Schwarztee ist. Viele Menschen brauchen morgens erstmal einen Energiekick, um richtig wach zu werden. Und wie geht das besser, als mit Koffein? Fast jeden meiner Kollegen habe ich schon einmal morgens vor der Kaffeemaschine getroffen. Auch im Laufe des Tages ist die Maschine bei uns im Büro noch kräftig in Bedienung, selbst kurz vor Feierabend genehmigt sich der ein oder andere gerne nochmal eine Tasse. Ich habe auch schon oft von Leuten gehört, die sogar noch kurz vor dem Schlafengehen als Abendritual einen Kaffee trinken. Sollte man das überhaupt machen?
Wie wirkt Koffein überhaupt?
Natürlich bleibt es jedem selbst überlassen, was er seinem Körper zuführt und wie oft er das tut. Dennoch ist die Frage, ob wir vor dem Schlafengehen Koffein zu uns nehmen sollten, sehr interessant. Dazu müssen wir uns natürlich erst einmal angucken, wie Koffein überhaupt wirkt. In geringen Maßen regt Koffein das zentrale Nervensystem und das Herz an. Das funktioniert, weil normalerweise der Botenstoff Adenosin im Gehirn andockt und bestimmte Bereiche unseres Gehirns beruhigt. Koffein hat allerdings eine ähnliche Form wie dieser Botenstoff und blockiert daher diese Andockstellen. Das sorgt dann dafür, dass unser Gehirn ab dann auf Hochtouren läuft.
Was heißt das jetzt genau?
Das klingt ja eigentlich ganz gut. Einen kleinen Muntermacher für Zwischendurch kann man ja immer mal gebrauchen. Sei es auf der Arbeit, unterwegs oder auch zuhause. Allerdings ist das Koffein länger in unserem Körper aktiv, als viele denken. Auch, wenn die eigentliche Wirkung nur kurz anhält, bleibt das Koffein noch ca. 5 bis 6 Stunden nach dem Verzehr in unserem Körper. Je nachdem, wann man also schlafen geht, kann der Nachmittagskaffee also einen massiven Einfluss auf unsere Schlafqualität haben. Forscher behaupten sogar, dass die Langzeitwirkung von Koffein bis zu 12 Stunden betragen kann. Somit stört das Koffein also nicht nur das Einschlafen, sondern auch das Durchschlafen.
Das Koffein besetzt nämlich wie gesagt die Rezeptoren, die eigentlich für Adenosin vorgesehen sind. Dieser Neurotransmitter sorgt nicht nur für Beruhigung, sondern macht uns auch schläfrig. Die Konsequenz dürfte logisch sein – wer nicht schläfrig wird, kann auch nur schlecht einschlafen. Das Koffein ist allerdings auch noch auf andere Weise tückisch. Bei Menschen, die regelmäßig Koffein zu sich nehmen, bildet der Körper nach einer gewissen Zeit einfach mehr Adenosin-Rezeptoren. Das führt dazu, dass diese Menschen sich ohne Koffein dann müder fühlen, als Menschen, die kein Koffein zu sich nehmen.
Nie wieder Koffein?
Diese Nachricht ist für mich als Koffein-Junkie natürlich schockierend. Heißt das jetzt, dass ich am besten komplett auf Kaffee und Co. verzichten muss? Glücklicherweise nicht! Wie bei allem macht die Dosis das Gift und man sollte Maßhalten. Kleinere Portionen über den Tag sind in den meisten Fällen besser, als eine große Menge auf einmal. Eine zu große Dosis kann nicht nur die Konzentration stören, sondern führt auch eher zu Schlafstörungen.
Außerdem ist es natürlich wie bei allen Dingen so, dass nicht jeder Mensch gleich reagiert. Bei manchen Menschen wird die Hälfte des Koffeins schon nach 2 ½ Stunden abgebaut, andere Menschen brauchen dafür die doppelte Zeit. Es ist also eigentlich nicht möglich, allgemeingültige Aussagen darüber zu geben, wie lange Koffein noch im Körper aktiv bleibt. Deshalb sind natürlich auch die Auswirkungen von Koffein auf die Schlafqualität bei jedem Menschen verschieden. Allerdings können wir Koffein-Liebhaber ein bisschen aufatmen – das Risiko einer Koffeinvergiftung ist ziemlich gering. Man müsste dazu schon um die 50 Tassen Kaffee täglich trinken und das ist selbst für die Coffeeholics unter uns nicht wirklich machbar. Immerhin! Allerdings sollten sich sowohl Schwangere, als auch Kinder eher von Koffein fernhalten. Bei schwangeren Menschen erhöhen nämlich bereits mehr als drei Tassen Kaffee das Frühgeburtenriskio. Für die Schwangeren unter euch heißt es also – Finger weg!
Eine Beobachtung wollte ich euch allerdings nicht vorenthalten, da ich sie sehr interessant fand. Wenn ich bei meiner Oma zu Besuch bin, trinkt sie Unmengen an Kaffee – noch mehr als ich. Auch abends darf eine Tasse natürlich nicht fehlen. Aber bei ihr ist der Kaffee eine gute Einschlafhilfe, das sagen auch viele Forscher. Gerade bei Senioren wird das Gehirn oft schlechter durchblutet, was oft zu Schlafstörungen und sogar Demenz führt. Da das Koffein die Durchblutung des Gehirns allerdings fördert, kann eine Tasse Kaffee für ältere Menschen sehr hilfreich sein und sogar das Demenzrisiko um bis zu 65% senken. In diesem Sinne – genieß‘ deinen Kaffee, Oma! Für alle anderen gilt natürlich immer eine gewisse Eigenverantwortung, also hört am besten auf euren Körper. Schlaft weiterhin gut, ihr Lieben!