Was ist ein polyphasisches Schlafmuster?
Das kennen sicher viele von euch: Der Tag ist so gut wie vorbei und man hat immer noch einen Haufen Arbeit vor sich. Aber so langsam fallen einem die Augen zu und man wird müde. Es ist Zeit, ins Bett zu gehen, denn Schlaf ist wichtig. Wir brauchen ihn, um unser Immunsystem zu stärken und unserem Körper die Möglichkeit zu geben, zu regenerieren. Und trotzdem wünschen sich viele Menschen ein paar mehr Stunden täglich, um die Aufgaben des Alltags und Beruflebens erledigen zu können. Polyphasische Schlafmuster könnten die Lösung dafür sein. Aber was ist das überhaupt und wie funktioniert es?
Als polyphasische Muster werden Schlafmuster bezeichnet, die nicht auf den nächtlichen Achtstundenschlaf hinauslaufen. Schläft man täglich zwischen 6 und 8 Stunden, folgt man dem monophasischen Schlafmuster, nach dem die meisten erwachsenen Menschen schlafen. Zur Verfügung hat man dann etwa zwischen 16 und 18 Stunden am Tag. Mehr als 8 Stunden Schlaf sind nicht empfehlenswert, da man sonst den gegenteiligen Erholungseffekt erzielt und sich weniger ausgeschlafen fühlt, als nach 8 Stunden Schlaf. Bei polyphasischen Schlafmustern soll die gesamte Zeit, die wir eigentlich mit schlafen verbringen, auf unterschiedliche Schlafphasen verteilt und auf diese Weise verringert werden. Trotzdem soll der Organismus durch die polyphasischen Schlafmuster weiterhin ausreichend Erholung bekommen und die Leistungsfähigkeit dabei konstant bleiben.
Welche polyphasischen Schlafmuster gibt es?
Zum einen gibt es das biphasische Schlafmuster, nach welchem die Schlafzeit auf zwei Phasen täglich aufgeteilt wird. Legst Du gerne einen Mittagsschlaf ein, folgst Du im Grunde genommen bereits dem polyphasischen Schlafmuster. Wer seinen Schlaf nach diesem Muster ausrichten will, der sollte 6 Stunden nachts und zwischen 15 und 60 Minuten mittags schlafen. Möglich ist es auch, die Hauptschlafphase auf 4,5 Stunden zu begrenzen und dafür den Mittagsschlaf auf 90 Minuten zu erweitern. Dieses Schlafmuster soll besonders gut für das Gedächtnis und eine Anpassung nicht nötig sein. Ein weiteres Schlafmuster ist das triphasische Schlafmuster. Dabei teilt sich der Schlaf auf insgesamt 3 Schlafphasen auf, wodurch die Schlafdauer auf 4,5 Stunden verringert wird. Man schläft also alle 8 Stunden für 1,5 Stunden. Der Vorteil bei dieser Schlafphase soll sein, dass es keine Umgewöhnungsphase gibt, da man sich nicht gegen den natürlichen zyrkadischen Rhythmus stellt. Der Körper muss sich nicht daran gewöhnen, in möglichst kurzer Zeit in die REM-Phase zu kommen. Angeblich soll es durch dieses Schlafmuster zu einer Verbesserung der Lern- und Gedächtnisleistung kommen.
Für jedermann geeignet soll das, wie der Name schon sagt, Jedermann-Schlafmuster sein. Dieses ist wie folgt aufgeteilt: Die Hauptschlafphase beträgt zwischen 1,5 und 4,5 Stunden, hinzukommen 2 bis 8 Powernaps, die zwischen 15 und 20 Minuten lang sein sollen und über den ganzen Tag verteilt werden. Die Umgewöhnungsphase soll ebenfalls leichter und dieses Muster einfach in den Alltag zu integrieren sein. Bei dem Dymaxion-Schlafmuster gibt es keine Hauptschlafphasen, sondern vier 30-minütige Nickerchen, die man im Abstand von 6 Stunden machen soll. Der Vorteil daran soll sein, dass die Wachphasen länger sind und es zu euphorischen Zuständen kommt. Allerdings ist die Umgewöhnungszeit sehr lange und die Schlafzeiten müssen streng eingehalten werden. Ebenfalls nur 2 Stunden Schlaf am Tag benötigt man mit dem Uberman-, zu Deutsch „Übermensch“-Schlafmuster. Dabei muss man alle vier Stunden einen 20-minütigen Schlaf einlegen, die Schlafzeit wird dabei auf 6 Schlafphasen verteilt. Bereits Leonardo Da Vinci soll nach diesem Muster geschlafen haben. Folgt man diesem Muster, hat man 42 Stunden mehr Wachzeit pro Woche, außerdem soll es ebenfalls zu euphorischen Zuständen kommen. Allerdings ist die Anpassung sehr schwierig und die Schlafzeiten müssen strikt eingehalten werden.
Für wen eignet sich welches Schlafmuster?
Am alltagstauglichsten ist wahrscheinlich das biphasische Schlafmuster. Dabei hat man zwei Stunden täglich mehr zur Verfügung und ein Nickerchen kann meist problemlos in den Alltag integriert werden. Haben die Schlafmuster mehr als zwei Schlafphasen am Tag, ist es vom Typ abhängig, ob das Muster auch wirklich geeignet ist. Befindet man sich gerade in einer Phase, in der man mehr Zeit für alltägliche oder berufliche Tätigkeiten benötigt, könnten diese Muster geeignet sein. Möchte man diesen Mustern folgen, sollte man schnell einschlafen können und sich auf eine längere Umgewöhnungszeit einstellen. Übt man jedoch einen Beruf aus, bei dem man sich es nicht leisten kann, mehrmals am Tag ein Nickerchen einzulegen, eignen sich die Schlafmuster mit mehr als zwei Schlafphasen täglich eher weniger. Außerdem kann es schwierig werden, tagsüber einen Ort zu finden, an dem man ungestört schlafen kann. Das kann insbesondere schwierig werden, wenn man viel unterwegs ist oder Termine einhalten muss. Zudem ist ein hohes Maß an Disziplin und Durchhaltevermögen gefragt. Man muss also selbst einschätzen können, welches Schlafmuster für einen geeignet ist.
Sind polyphasische Schlafmuster gesund?
Ob kurze Schlafphasen auf längere Sicht betrachtet gesundheitsschädlich sein können, ist bisher noch nicht erforscht, da es keine wissenschaftliche Langzeitstudie zu polyphasischen Schlafmustern gibt. Fakt ist, dass Schlafentzug und Schlafmangel dem Organismus dauerhaft schaden können, was an sich bei polyphasischen Schlafmustern nicht der Fall ist. Problematisch könnten jedoch die kurzen, bzw. fehlenden REM-Schlafphasen sein, in der man am intensivsten träumt. Diese Phase ist für den Kurz- und Langzeitspeicher des Gehirns wichtig und erlernte Handlungsabläufe und Fertigkeiten werden gefördert.
Außerdem sollte man immer bedenken, dass unser Schlaf durch den Tag-Nacht-Rhythmus bestimmt wird und Hormone in unserem Körper dafür verantwortlich sind, dass wir müde werden und einschlafen. Die ersten vier Schlafphasen sind die wichtigsten. Über Nacht regeneriert sich unser Immunsystem und wird gestärkt gegenüber Bakterien und Viren. Haare und Haut wachsen nach, das Zellgewebe, Muskeln und Knochen regenerieren sich und die Wundheilung wird vorangetrieben. Gerade bei Kindern und Jugendlichen, die ja im Wachstum sind, ist regelmäßiger und durchgehender Schlaf notwendig.
Entscheidet man sich für ein polyphasisches Schlafmuster, sollte man sich nicht täuschen lassen: Auch wenn man sich nach kurzen Schlafphasen ausgeschlafen fühlt, heißt das nicht unbedingt, dass dieses Schlafverhalten für unseren Organismus nicht schädlich ist. Natürlich steht es jedem frei zu entscheiden, wie man seine Schlafzeit aufteilt. Allerdings sollte man sich der Risiken bewusst sein, die kurze Schlafphasen mit sich bringen.
Habt ihr schon Erfahrungen mit polyphasischen Schlafmustern gemacht? Dann lasst es uns in den Kommentaren wissen!