Wenn ich meinen Mitmenschen erzähle, dass ich schlecht geschlafen habe, erhalte ich manchmal eine ganz bestimmte Reaktion darauf. „Das liegt am Vollmond!“, bekomme ich dann von vielen zu hören. Und auch viele meiner Bekannten beschweren sich regelmäßig darüber, dass sie schlecht schlafen würden, wenn Vollmond ist. Aber hat der Mond wirklich einen Einfluss auf uns Menschen? In der Natur beeinflusst er zum Beispiel Ebbe und Flut und auch auf das Tierreich hat der Mond nachgewiesene Auswirkungen, das möchte ich natürlich nicht abstreiten. Da ich in letzter Zeit aber so oft gehört habe, dass der Mond bzw. der Vollmond die Qualität unseres Schlafes verschlechtert, wollte ich der Sache mal auf den Grund gehen und herausfinden, ob es hier nur um Aberglauben geht, oder ob da wirklich etwas dran ist.
Vollmond, Schlaf und Wissenschaft
Wenn mir jemand diese Frage beantworten kann, dann doch wohl die Wissenschaft, oder? Ich habe mich erstmal auf die Suche nach verschiedenen Studien gemacht und es ist gar nicht mal so einfach, hier eindeutige Antworten zu erhalten. In der Wissenschaft ist man sich nämlich nicht einig, inwieweit der Vollmond einen Einfluss auf unseren Schlaf nimmt, oder ob hier überhaupt ein Einfluss vorliegt. Zu diesem Thema gibt es viele Experimente und Studien, die allerdings nur mehr oder weniger eindeutig waren. Besonders interessant ist meiner Meinung nach die Studie des Schweizer Prof. Dr. Cajochen. Diese hat nämlich angeblich den ersten wissenschaftlichen Beleg für einen Einfluss des Mondes auf den Schlaf des Menschen geliefert.
Das Interessante an dieser Studie ist, dass diese gar nicht darauf ausgelegt war, den Einfluss des Mondes auf den Menschen zu überprüfen. Diese Idee kam erst später auf, als die Studie, in der es übrigens um verschiedene Aspekte des Schlaf-Wach-Rhythmus ging, schon längst abgeschlossen war. Die Ergebnisse wurden im Nachhinein mit den Mondphasen verglichen und in Bezug darauf noch einmal neu ausgewertet. Dabei kam es zu überraschenden Ergebnissen: Im Schnitt war die Schlafdauer der Probanden in den Vollmondnächten um 20 Minuten verkürzt und sie brauchten fünf Minuten länger zum Einschlafen. Auch die Tiefschlafphasen waren um ein ganzes Drittel reduziert und der Melatonin-Spiegel war vermindert, obwohl die Konzentration dieses Hormons in der Nacht normalerweise steigt.
Auch, wenn ich diese Studie relativ aussagekräftig finde, weiß ich noch nicht so recht, ob ich deshalb an die Wirkung des Mondes glauben soll. Schließlich ist das bislang die einzige Studie, die die Auswirkungen des Vollmondes auf den Schlaf der Menschen bestätigt. Ansonsten steht die Wissenschaft dem Ganzen auch eher kritisch gegenüber. Außerdem wurden insgesamt nur 33 Personen getestet, was für ein solches Experiment ziemlich wenig ist. Im Jahre 2014 wurde am MaxPlanck-Institut für Psychiatrie eine weitere Studie durchgeführt, die versuchte, die Ergebnisse mit 1265 Probanden zu wiederholen. Das gelang allerdings nicht, weshalb man das ursprüngliche Experiment nun eher als entkräftet ansieht.
Alles nur Kopfsache?
Wenn es also aus wissenschaftlicher Sicht keinen wirklich eindeutigen Beweis dafür gibt, dass der Mond unseren Schlaf beeinflusst, wieso sind dann immer noch so viele Menschen davon überzeugt, dass sie bei Vollmond schlechter schlafen? In der Geschichte der Menschheit war der Mond schon immer ein großes Mysterium und es gibt viele Geschichten und Legenden, die über ihn verbreitet werden. In vielen Religionen verehrte man den Mond als Gottheit und im Mittelalter glaubte man sogar daran, dass sich Menschen bei Vollmond in Werwölfe verhandeln würden. Auch heißt es oft, dass der Mond die Menschen zum Schlafwandeln anregen würde. Eine gewisse Faszination übte der Himmelskörper also schon immer auf die Menschen aus und auch bestimmte Kräfte werden ihm nachgesagt.
Da ist es ja eigentlich kein Wunder, dass viele Menschen an den Einfluss des Mondes glauben. Oft ist es bei diesem Phänomen auch so, dass es sich hier um eine sogenannte selbsterfüllende Prophezeiung handelt. Viele Menschen gehen schon im Vorhinein davon aus, dass sie bei Vollmond auf jeden Fall schlecht schlafen und was passiert? Natürlich schlafen sie dann auch schlecht, weil sie eben daran glauben möchten. Der vorgefasste Aberglaube sorgt also für den schlechten Schlaf und der Mond ist daran völlig unschuldig. Oft handelt es sich hierbei auch um selektive Wahrnehmung bei Menschen. Wenn sie schlecht schlafen, möchten sie sich dafür eine Erklärung suchen. Wenn in dieser Nacht zufällig Vollmond war, schieben sie es darauf und merken sich das auch. Ansonsten wird es einfach vergessen. Diese unruhigen Vollmondnächte bleiben dann in Erinnerung und bestätigen das Vorurteil des schlechten Schlafes bei Vollmond. Vielleicht ist dieses Phänomen also nur reine Kopfsache, in die man sich fälschlicherweise hineinsteigert.
Tipps & Tricks für Vollmondnächte
Auch, wenn es wissenschaftlich nicht eindeutig bewiesen werden kann, beklagen sich dennoch viele Menschen über Schlafprobleme bei Vollmond. Es muss nicht immer nur die Psyche sein, teilweise ist der Grund für die Schlafstörung auch ganz einfach die Helligkeit des Mondes. Oft kommen die Probleme nämlich daher, dass der Mond zu hell ins Schlafzimmerfenster scheint und man sich deshalb beim Schlafen gestört fühlt. Da kann es helfen, das Schlafzimmer ganz einfach abzudunkeln. Rollläden runter, Vorhänge zu und das Problem der Schlaflosigkeit verabschiedet sich hoffentlich wieder.
Wenn die schlechte Qualität des Schlafes bei Vollmond allerdings mit der Psyche zusammenhängt, hilft leider auch kein Verdunkeln. Hier sollte man sich darüber im Klaren sein, dass es sich ganz einfach um Aberglauben handelt, den man ablegen sollte. Man sollte sich nicht unter Druck setzen und versuchen, eine ruhige und entspannte Atmosphäre zum Schlafen zu schaffen. Wie das funktioniert, habe ich euch ja schon im Ratgeber "Besser Schlafen" verraten. Ich hoffe, die Tipps zum besseren Schlafen können euch helfen, auch die schlaflosen Vollmondnächte gut zu überstehen!