Was Kleinkindern wirklich beim Schlafen hilft
Das sind wahrscheinlich gute Nachrichten für viele Eltern. Prof. Dr. med. Oskar Jenni, ärztlicher Leiter der Abteilung Entwicklungspädiatrie am Kinderspital Zürich, hat einige wichtige und effektive Tipps geteilt, die Kindern beim Ein- und Durchschlafen helfen sollen. Der Kinderexperte spricht über Schlafstörungen bei Kindern und zeigt, was Eltern tun können, damit ihre Kleinen gut schlafen können.
Ein regelmäßiger Rhythmus ist wichtig
Bei jedem dritten Kind zeigt sich eine Schlafstörung. Normalerweise ist das ein gewöhnliches Entwicklungsphänomen, das sich meist bis zum Kindergarten auswächst. Allerdings gibt es Menschen, bei denen sich diese Probleme bis hin ins Erwachsenenalter ziehen. Ein wichtiger Punkt ist laut Jenni ein regelmäßiger, fester Rhythmus. Dieser sei nämlich nicht nur für Erwachsene, sondern auch für Kinder essentiell. Hier rät der Experte zu einem geregelten Tagesablauf mit Einschlafritualen. So kann sich das Kind bereits im Vorhinein gut auf die Schlafenszeit einstellen. Spätestens, wenn das Kind in den Kindergarten kommt, sollte ein fester Rhythmus vorhanden sein. Allerdings sollte man die Kleinen natürlich nicht zum Schlafen zwingen. Kinder sollten nur Zeit im Bett verbringen, wenn sie auch wirklich schlafen. Die Eltern sollten also ein Auge auf den Schlafbedarf ihrer Kleinen haben, damit sie nicht zu viel Zeit im Bett verbringen. Am Wochenende sollte die Aufstehzeit nicht allzu stark von den Wochentagen variieren. Es gibt Kinder, die den Schlafmangel des Alltags am Wochenende kompensieren können. Das ist ganz normal. Nur, wenn die Kinder auch tagsüber Schwierigkeiten haben, sollten die Eltern hellhörig werden und das Kind gegebenenfalls länger schlafen lassen.
Alleine Einschlafen ist wichtig
Viele Kinder haben Probleme damit, alleine einzuschlafen. Oft versuchen die Eltern zu helfen, indem sie beispielsweise die Hand des Kindes halten oder es direkt im eigenen Bett schlafen lassen. Prinzipiell ist das erstmal nicht problematisch, allerdings wird diese Einschlafhilfe schnell zum Dauerzustand, sodass die Kinder nicht mehr alleine einschlafen können. Alleine Einschlafen ist eine Voraussetzung zum Durchschlafen. Außerdem fördert es die Fähigkeit, sich selbst zu beruhigen. Hat das Kind keine Möglichkeit, das zu erlernen, wird es wahrscheinlich auch im späteren Leben Probleme damit haben. Um vom gemeinsamen Einschlafen wegzukommen, rät Prof. Dr. med. Jenni, die Umstände langsam und Stück für Stück zu verändern. Hält ein Elternteil also normalerweise die Hand des Kindes, kann man die Hand nicht mehr halten, sondern nur auf einem Stuhl daneben sitzen. Funktioniert das, kann man den Stuhl schrittweise immer weiter vom Bett wegstellen, bis man irgendwann das Zimmer verlassen kann.
Ein normales Schlafverhalten gibt es nicht
Da jeder Mensch und natürlich auch jedes Kind eigene Bedürfnisse in Sachen Schlaf hat, spricht Jenni davon, dass es kein normales Schlafverhalten gibt. Aber wie wird dann eine Schlafstörung bei Kindern definiert? Handlungsbedarf gibt es zum Beispiel dann, wenn die Ein- und Durchschlafprobleme der Kinder auch zur Belastung für die Eltern werden. Oft wissen Eltern intuitiv, wann ihr Kind am besten schlafen sollte und wie hoch der Schlafbedarf ist. Ist man sich unsicher, empfiehlt Jenni, ein Schlafprotokoll über 14 Tage zu führen. Dort soll eingetragen werden, zu welchen Zeiten das Kind geschlafen hat. So kann man ermitteln, wie viel Schlaf das Kind wirklich braucht, denn oft überschätzen Eltern diesen Schlafbedarf und schicken ihr Kind deshalb viel zu früh ins Bett. Dass Kinder zu lange im Bett liegen ist oft der Grund für Probleme mit dem Ein- und Durchschlafen. Deshalb sollte man die Schlafenszeit unbedingt an den Schlafbedarf anpassen.